So, nach einer (auch für mich überraschenden (und überraschend langen)) EM-Pause sind die Gedankenblasen jetzt – endlich – offiziell wieder zurück.
Aus für mich nicht so recht nachvollziehbaren Gründen habe ich ja vor zwei Jahren angefangen, internationale Fußballturniere am Bildschirm zu verfolgen (“live on tape” kann man das auf Persistent Illusions mitverfolgen). Das setzte sich auch mit der EM in diesem Jahr fort. Einige Gedanken dazu:
Wenn man zur arbeitenden Bevölkerung gehört, fällt es sehr viel schwerer, alle Spiele live im Fernsehen zu verfolgen und trotzdem noch alle anderen Dinge zu erledigen, die so anfallen. So erklärt sich die Blogfunkstille. Trotzdem habe ich es auch diesmal geschafft, fast alle Spiele zu sehen.
Diesmal habe ich mich einer Tipprunde angeschlossen, was zu einem interessanten Effekt geführt hat. Mir ist es oft so ergangen, daß ich beim Verfolgen eines Spieles hin- und hergerissen war zwischen meinen Sympathien und meinem getippten Ergebnis. Irgendwie kann man sich in keinem Fall so richtig über ein Ergebnis freuen. Außer Tip und Sympathie fallen zufällig zusammen und da ich einerseits gewinnen wollte (es blieb übrigens beim Wollen) und andererseits oft mit dem Underdog sympathisiere, war das nicht oft der Fall.
Als ich vor dem Beginn der EM auf Rußland als Europameister getippt habe, haben mich alle meine Mittipper ausgelacht. Im Laufe des Turniers verstummte das Lachen dann allerdings. Die Russen hatten sportlich gesehen ein starkes erstes Halbjahr (Eishockey-WM, UEFA-Cup, Aussie-Millions, Grand-Prix), aber das zweite Halbjahr scheint Spanien zu gehören. Erst die EM und nur wenige Wochen später Wimbledon. Das läßt einiges für die olympischen Spiele erwarten – bei denen mich eigentlich nur der Basketball so richtig interessiert. Immerhin haben sich die Deutschen gestern in letzter Sekunde doch noch qualifiziert. Also besteht die Chance, daß man wenigstens einige Partien im Fernsehen gezeigt bekommt. Und Spanien geht immerhin als amtierender Weltmeister nach Peking.
Die EM hat mir deutlich besser gefallen als die WM, weil diesmal fast immer die bessere Mannschaft gewonnen hat. Das heißt es gab wenig Siege der italienischen Art, a la “Wir stellen alles hinten rein und hoffen auf ein Glückstor oder auf’s Elfmeterschießen”. Die Italiener haben das zwar versucht und sind dank niederländischen Mitleids (oder Fairness) auch unverdientermaßen über die Gruppenphase hinaus gekommen, wurden aber da glücklicherweise von den Spaniern gestoppt.
Die Spanier haben sich nach dem Erreichen des Viertelfinales so gefreut, daß ich ihnen auch den Gesamtsieg gönne. Im Radio hat jemand nach dem Viertelfinale eine Art Presseschau gemacht. In einer spanischen Zeitung fing der Artikel über das Spiel gegen Italien wohl so an “Eigentlich wollte ich meinen Bericht ja folgendermaßen beginnen: So ein Mist!” Da muß man es ihnen doch einfach gönnen.
Ich bin froh, daß ich mich immer noch recht wenig für Sport interessiere, denn in diesem Jahr kommt es wirklich Schlag auf Schlag. Nach dem Ende der EM hätte man schon wieder Wimbledon gucken können. Momentan läuft die Tour de France (witzige Schlagzeile dazu: “Erster Dopingfall bei der Tour de France” (Hervorhebung von mir)) Und in wenigen Wochen kommt die menschenrechtsfreie Olympiade, die nun wohl doch niemand boykottieren will. Das wäre allerdings auch auf der Heuchel-Skala ziemlich weit oben gewesen. Oder will mir irgendwer erzählen, daß die Menschenrechtssituation in China bei der Vergabe der Spiele niemandem bekannt war?
Wie man sieht, bin ich wieder in Plauderlaune und habe zu allem und jedem eine Meinung. Das läßt doch für die kommenden Tage und Wochen in diesem Blog hoffen. Und nebenan, im Linkblog, habe ich ja inzwischen den Captain dabei, der mir hilft meine treuen Leser zu bespaßen.